Bei der regelmäßigen Überprüfung des eigenen Bogen-Equipments fallen einem manchmal Beschädigungen und Abnutzungen auf, die man vorher noch gar nicht so bewusst wahrgenommen hatte. Was dir vielleicht auch schon einmal aufgefallen ist, ist eine schnell zunehmende Abnutzung oder gar deutlicher Verschleiß an deiner Pfeilauflage.
Die erste Reaktion von den meisten Bogenschützinnen oder -schützen ist dann der Wunsch diese Auflage gegen eine neue zu tauschen. Am besten gegen eine andere und deutlich widerstandsfähigere Pfeilauflage, als die bisher verwendete aus Filz, Fell oder Leder. Eine Pfeilauflage aus Perlrochenleder wird dann nach einer kurzen Recherche im Internet gerne als die Lösung aller Pfeilauflagenprobleme auserkoren. Doch Vorsicht (!) – Die Perlrochenauflage ist nicht die Lösung deines Problems, sondern vergrößert es möglicherweise noch. Aber zu Letzterem komme ich erst weiter unten.
Verschleiß an der Pfeilauflage deutet auf starken Kontakt hin
Was oftmals beim Feststellen der Abnutzung nicht bedacht wird, ist der Fakt, dass eine Abnutzung ja nur durch Reibung stattfinden kann. Und zwar durch Reibung, die nur dann entstehen kann, wenn ein starker Kontakt des Pfeils zur Pfeilauflage über einen längeren Zeitraum immer wieder mal auftritt. Ein einmalig harter Kontakt des Pfeils zur Pfeilauflage nutzt diese zwar auch etwas ab, jedoch erkennt man dieses Mehr an Abnutzung innerhalb kurzer Zeit nicht. Wenn sich die Pfeilauflage also sehr schnell und stark abnutzt heißt das konkret: Irgendetwas stimmt nicht!
Was die genaue Position der Abnutzung verrät
Es gibt unterschiedliche Abnutzungserscheinungen an der Pfeilauflage, die jeweils Aufschluss über die genauen Gründe für die Abnutzung liefern. Die Abnutzungsspuren richtig zu deuten ist der erste Schritt auf dem Lösungsweg.
Bei seitlichen Abnutzungserscheinungen, d.h. wenn deine Pfeilauflage an der senkrechten Fläche des Bogenfensters Spuren aufweist, ist in der Regel ein nicht passendes Durchbiegeverhalten des Pfeils als Ursache zu benennen.
Dabei kann der Pfeil sowohl viel zu steif, als auch zu weich sein.
Um genau zu analysieren, ob deine Pfeile das richtige Durchbiegeverhalten an den Tag legen, kannst du einen Rohschafttest machen und falls nötig deine Pfeile anpassen. Es kann auch sein, dass du selbst hin und wieder starke Fehler beim Ablass machst und daher deine eigentlich passenden Pfeile lediglich bei diesen „technisch schlechten Schüssen“ sich nicht passend durchbiegen und daher der gelegentliche harte Kontakt kommt.
Bei Abnutzungen unten am Bogensattel (Shelf), d.h. an der waagrechten Fläche des Bogenfensters signalisieren in den meisten Fällen einen nicht richtig eingestellten Nockpunktbegrenzer.
Die Nockpunkthöhe wird zu niedrig sein und daher das Nockende des Pfeils auf dem Shelf „aufschlagen“.
Wie man die Nockpunktlage prüft und einstellt, erfährst du in unserem Artikel zur Nockpunkteinstellung. Neben einer zu niedrigen Nockpunktlage kann auch hier ein Fehler beim Ablass oder sogar ein falscher Tiller verantwortlich für den harten Kontakt am unteren Teil der Pfeilauflage sein. Oftmals wird mit dem Zeigefinger zu sehr auf den Pfeil gedrückt.
Fehler abgestellt und jetzt?
Du hast den Fehler und damit die Ursache für die übermäßige Abnutzung der Pfeilauflage gefunden, aber was jetzt? Deine alte Pfeilauflage ist ja immer noch von den ausgefochtenen Kämpfen mit dem Pfeil versehrt. Schnellstens austauschen, oder nicht?
Natürlich solltest du die Pfeilauflage baldmöglichst austauschen. Schon alleine, um zu sehen, ob du tatsächlich den Fehler abgestellt hast. Denn mit der neuen Auflage wirst du sofort sehen können, ob sich erneut starke Abnutzungen einstellen. Doch welche Auflage soll es sein? Am besten die härteste und festeste, die man bekommen kann. Doch Perlrochen… dann musst du die Auflage nie mehr tauschen.
Nein, natürlich nicht. Denn wenn du ab jetzt z.B. Perlrochenleder als Pfeilauflage verwendest, hast du zwei Probleme.
Erstens wirst du, gerade weil dieses Material so abriebfest ist, keinen Verschleiß mehr erkennen können und daher was die Überprüfung deiner Fehlerkorrektur oder Identifizierung neuer Fehler anbelangt, die sich über die Dauer einstellen können, völlig im Dunkeln tappen.
Zweitens reagiert eine Pfeilauflage je härter sie ist, umso weniger fehlerverzeihend, da Sie anders als z.B. weicher Filz oder Fell nicht nachgeben kann. Quatsch denkst du? Die positiven Auswirkungen des Nachgebens der Pfeilanlage ist genau der Grund für den Einsatz eines sogenannten Buttons im olympischen Recurvebogenschießen. Das Nachgeben des gefederten Buttonstifts minimiert Ablassfehler und wirkt somit fehlerverzeihend.
Insofern raten wir außer bei wirklich schießtechnisch konstant guten Bogenschützinnen und -schützen von der Verwendung von Perlrochenleder eher ab und nutzen auch selbst lieber eine dünne Lederauflage für Shelf und auch als Strike Plate.
Und mal ganz ehrlich… Selbst wenn du die Pfeilauflage einmal im Jahr tauschen müsstest, ist das weder vom Preis, noch vom Arbeitsaufwand übermäßig belastend. Eine Fell- oder Lederauflage kostet maximal zwei Euro und ist damit 4-5 mal günstiger als Perlrochen. Die Anbringung dauert dabei maximal 5 Minuten.
Wie man eine Pfeilauflage korrekt anbringt und auf was man dabei achten sollte, erklären wir in Kürze in einem weiteren Blogartikel.
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Daniel Goll
Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Traditionelle Bogenschießen für sich und hat bei zahlreichen Turnieren und Meisterschaften geschossen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogenschützinnen und Bogenschützen bei ihrem Einstieg in das Bogenschießen und dem Erlernen der instinktiven Zieltechnik unterstützt.