Wenn du schonmal im Internet oder in einschlägigen Bogensportforen zum Thema Pfeile, FOC und fehlerverzeihendem Pfeilsetup gesucht hast, sind dir sicher schon Aussagen wie „lange Federn bringen maximale Stabilisierung“, „schwere Spitzen ziehen den Pfeil ins Ziel“ oder „bei Hallenpfeilen gleicht man lange Federn durch schwere Spitzen aus“ untergekommen.
Manchmal folgen solchen Aussagen fundierte Darlegungen der Zusammenhänge, sehr oft werden solche Dinge leider einfach nur pauschal behauptet, ohne die Hintergründe näher zu beleuchten.
Was hat es nun mit dem Spitzengewicht bzw. Schwerpunktlage des Pfeils im Verhältnis zur Federlänge bzw. Federfläche auf sich? Und hat das eine überhaupt etwas mit dem anderen zu tun? Schauen wir uns doch einmal beides an.
Bedeutung des Gewichts der Spitze
Das Spitzengewicht bzw. besser gesagt, die Lage des Schwerpunkts des Pfeils in der vorderen Hälfte des Pfeils, sorgt dafür, dass der Pfeil überhaupt einigermaßen stabil in Schussrichtung fliegt und sich nicht während des Flugs drehen möchte. Wenn man beispielsweis versucht einen blanken Pfeilschaft (ohne Federn und Spitze) zu werfen, wird man schnell feststellen, dass er sich zum Drehen neigt und nie gleich fliegt.
Ein Vergleichswert für die Lage des Schwerpunkts ist der sogenannte Front-Of-Center-Wert, der meist nur F.O.C. abgekürzt wird. Er gibt an wie weit im Verhältnis zur Gesamtpfeillänge der Schwerpunkt des Pfeils vor der geometrischen Pfeilmitte liegt.
Er errechnet sich mit folgender Formel:
FOC = Distanz Schwerpunkt zur Pfeilmitte : Gesamtpfeillänge
Je weiter der Schwerpunkt vorne (= höherer FOC-Wert) liegt, desto stabiler fliegt der Pfeil. Nachteil ist jedoch, er tendiert durch die Kopflastigkeit auch eher zum Absinken auf längeren Schussdistanzen.
Wirkungsweise und Bedeutung der Federfläche
Die Federfläche am Heck des Pfeils dient dazu Instabilitäten im Pfeilflug auszugleichen. Wenn der Pfeil durch äußere Einflüsse (z.B. Fehler beim Ablass oder kleine Äste in der Schussbahn) in leichte Schräglage und ins Trudeln kommt, korrigieren die Federn diese Schräglage. Je größer die Federfläche dabei ist und je mehr Bremsfläche die Feder hat (Länge, Höhe, Anzahl, Anbringungsart), desto mehr stabilisierende Wirkung entfaltet die Befiederung. Nachteil ist jedoch ein schnelles Abnehmen der Pfeilgeschwindigkeit und damit Absinken des Pfeils im Flug auf längeren Schussdistanzen.
Wo ist der Zusammenhang?
Augenscheinlich wirken Spitzengewicht (bzw. Schwerpunktlage) und Federfläche auf die gleiche Art und Weise. Sie tragen beide zu einem stabilen Pfeilflug bei. Sie haben aber nicht direkt etwas miteinander zu tun, oder etwa doch?
Maßgeblich für den Einfluss der Befiederung auf die Stabilisierung des Pfeilflugs ist neben der Größe ihrer Fläche auch ihr Abstand zum Schwerpunkt des Pfeils. Denn je größer dieser Abstand ist, desto mehr „Hebel“ hat die Befiederung in Bezug auf die Steuerung des Pfeils.
Und auch beim Pfeil ist es mit dem „Hebel“ so ähnlich wie im Handwerk. Wer einen großen Hebel verwendet, braucht nicht viel Kraft, um etwas zu bewegen. Merke: »Groß ist der Befiederungs Kraft, wenn sie einen Hebel hat!«
Daher kann man folgendes festhalten
- Leichte Spitzen (=niedriger FOC) und eine kleine Federfläche sind die ungünstigste Kombination in Bezug auf einen stabilen Pfeilflug und präzise Treffer, verhelfen aber zu einem maximal schnellen Pfeil und dem geringsten Höhenverlust auf lange Distanz.
- Schwere Spitzen (=höherer FOC) und eine maximal große Federfläche sorgen für ein Maximum an Flugstabilität und Präzision, die Pfeilgeschwindigkeit ist jedoch am geringsten, was auf kurze Distanzen (z.B. 18m Halle) optimal ist.
- Je schwerer die Spitzen sind (=höherer FOC), desto kleiner kann ich die Federfläche wählen und somit von einem Mehr an Flugstabilität, Präzision und Fehlerverzeihlichkeit, sowie gleichzeitig von einem geringeren Luftwiderstand und weniger Geschwindigkeitsverlust des Pfeils profitieren.
Aber: Dynamischer Spine vs. Schwerpunktlage (FOC)
Abschließend noch ein kurzer Hinweis, der die oben behandelte Thematik etwas in den Gesamtzusammenhang beim Pfeiltuning einordnen soll.
Das Spitzengewicht und damit die Schwerpunktlage selbst hat zwar die oben genannten Auswirkungen auf die Stabilität im Pfeilflug und deine Optionen in der Wahl der Federfläche.
Jedoch kann man nicht einfach einen bereits per Rohschafttest getunten passenden Pfeil mit einer schwereren Spitze ausstatten und hoffen, dass die gewünschte Wirkung eintritt.
Wenn man das Spitzengewicht und damit den FOC erhöht, muss man im Gegenzug dazu entweder den Pfeil kürzen oder einen steiferen Spinewert wählen. Denn wenn der dynamische Spine nicht mehr passt und der Pfeil deshalb instabil fliegt, nützt dir auch ein hoher FOC nichts.
Der FOC ist also eher das Ergebnis des Tunings, als dass man ihn im Vorfeld genau planen kann. Ein höherer FOC bietet aber deutliche Vorteile.
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Daniel Goll
Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Traditionelle Bogenschießen für sich und hat bei zahlreichen Turnieren und Meisterschaften geschossen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogenschützinnen und Bogenschützen bei ihrem Einstieg in das Bogenschießen und dem Erlernen der instinktiven Zieltechnik unterstützt.