Als Nockpunkt bezeichnet man beim Bogenschießen denjenigen Punkt an der Sehne, an dem der Pfeil „eingenockt“ wird. Der Nockpunkt wird durch den oder die sogenannten Nockpunktbegrenzer gekennzeichnet. Warum man diesen Punkt kennzeichnen sollte und wie man den Nockpunkt(begrenzer) setzt, erfährst du in diesem Beitrag.
Warum ist der Nockpunkt überhaupt von Bedeutung?
Wie bereits erläutert, markiert der Nockpunkt die Stelle auf der Sehne, an welcher der Pfeil anliegt. Je nach Lage dieser Stelle ergibt sich ein unterschiedlicher Winkel des Pfeils zur Sehne, wenn dieser auf der Pfeilauflage oder dem Shelf aufliegt.
Damit der Pfeil den Bogen möglichst ohne Kontakt zum Shelf (untere Begrenzung des Bogenfensters / Bogensattel) oder der Pfeilauflage verlassen kann, ist es wichtig, dass er an der richtige Stelle eingenockt wird.
Nockt man den Pfeil zu tief ein, wird das Ende des Pfeils einen harten Kontakt zum Auflagepunkt am Griff haben und der Pfeilflug empfindlich gestört. Nockt man zu hoch ein, so wird das Ende des Pfeils im Verhältnis zur Spitze beim Abschuss regelrecht nach oben gelupft. Auch das wirkt sich negativ auf den Pfeilflug und die Trefferlage aus. Ein nicht ideal eingestellter Nockpunkt bzw. nicht richtig gesetzte Nockpunktbegrenzer kann man daran erkennen, dass der Pfeil im Flug wellenförmige Auf- und-ab-Bewegungen macht. Man spricht dann auch vom „Reiten“ des Pfeils. Dazu aber später mehr!
Alles in allem kann man festhalten: Die Ermittlung des idealen Nockpunkts und dessen Markierung durch Nockpunktbegrenzer erleichtern den immer gleichbleibenden Ablauf beim Bogenschießen enorm und tragen zu einem besseren Trefferbild bei.
Wie kann man den Nockpunkt kennzeichnen?
Der Nockpunkt wird durch einen oder zwei Nockpunktbegrenzer gekennzeichnet. Als Nockpunktbegrenzer kannst du entweder solche aus Messing verwenden oder selbst welche aus Sehnengarn o.ä. wickeln. Einige Schützen verwenden auch Papiernockpunkte, wovon wir jedoch abraten.
Grundsätzlich benötigt man nur einen Nockpunkt oberhalb des Pfeils. Manche Schützen möchten jedoch auch die Sicherheit, dass der Pfeil nicht nach unten rutschen kann und verwenden daher auch noch einen zweiten Nockpunktbegrenzer darunter. Wenn du auch einen Nockpunktbegrenzer unter dem Pfeil verwenden möchtest, dann achte bitte darauf, dass die Pfeilnocke im Auszug von den beiden Begrenzern nicht geklemmt wird. Ein kleiner Abstand des unteren Begrenzers zur Nocke (< 1mm) kann hierbei förderlich sein.
Wie findet man die richtige Lage des Nockpunktes heraus?
Man könnte jetzt denken, dass sich der ideale Nockpunkt im 90°-Winkel vom Auflagepunkt zur Sehne befindet und die Unterkante des Nockpunktbegrenzers also nur um den Pfeildurchmesser höher liegen muss, sodass eine gedachte Linie vom Auflagepunkt des Pfeils zur Unterkante der Nocke im 90°-Winkel zur Sehne steht. Dies ist allerdings nicht der Fall!
Denn je nachdem, wie du die Sehne greifst (Mediterraner Griff oder 3-Under) und wie die genaue Haltung der Hand und der Finger ist, muss der Nockpunkt unterschiedlich viel höher als dieser gedachte Idealpunkt liegen.
Letztlich kann man den richtigen Nockpunkt nur durch ausprobieren und langsames herantasten herausfinden.
Neue Bögen werden von uns hinsichtlich der Nockpunkteinstellung mit groben einer ersten Grundeinstellung versehen, die aber in jedem Fall noch individuell an den Schützen durch schrittweises Herantasten (Ausschießen) anzupassen ist.
Wir empfehlen als Grundeinstellung bzw. besser gesagt als Startpunkt für das Ausschießen des Nockpunkts (siehe weiter unten im Beitrag), die Unterkante des über der Pfeilnocke befindlichen Nockpunktbegrenzers ca. 9 bis 10/16 Zoll über der 90°-Linie anzubringen.
Ein gutes Hilfsmittel für das Anbringen des Nockpunktbegrenzers ist der sogenannte Checker, eine Art Messlehre mit zwei Skalen, die speziell für die Einstellung des Nockpunktbegrenzers und auch für das Messen der Standhöhe gedacht ist.
Achte vor dem Anbringen des Nockpunktbegrenzers aber auch darauf, dass du die richtige Standhöhe bei deinem Bogen eingestellt hast. Du findest Sie in der Regel im Bogenpass oder kannst sie beim Hersteller erfragen.
Anbringen eines Nockpunktbegrenzers aus Messing
In den meisten Fällen wird zur Kennzeichnung des Nockpunkts ein handelsüblicher Nockpunktbegrenzer aus Messing mit Kunststoffschutzring verwendet. Es gibt sie in unterschiedlichen Größen, je nach Dicke der Sehne und Mittenwicklung. Angebracht werden diese Messing-Nockpunktbegrenzer mit einer Zange, der sogenannten Nockpunktzange. Es kann hierfür aber auch jede andere Zange verwendet werden, solange man beim Zusammendrücken des Nockpunktbegrenzers vorsichtig vorgeht.
Anbringen eines gewickelten Nockpunktbegrenzers
Wenn du etwas Gewicht an der Sehne sparen möchtest oder dir die Messing-Nockpunktbegrenzer nicht so gut gefallen, kannst du die Begrenzer auch aus Sehnengarn oder Zahnseide selbst wickeln.
Überprüfen der Einstellung durch Ausschießen
Wenn du bei der oben genannten Grundeinstellung beim Lesen gedacht hast, „das ist aber sehr niedrig“, dann hast du grundsätzlich schon recht gehabt. Ich fange beim Ausschießen lieber mit einem definitiv zu tiefen Nockpunkt an und taste mich von dort aus langsam nach oben, anstatt eine Einstellung zu wählen, bei der man dann nicht weiß, ob man nach oben oder unten verändern soll. Von der o.g. Grundeinstellung gibt es definitiv nur eine Richtung, in die man die Einstellung verändern sollte. Diese ist nach oben!
Sobald du also die oben empfohlene Grundeinstellung des Nockpunktbegrenzers vorgenommen hast, musst du dich durch Schießen und Beobachten des Pfeilflugs an die 100%ig richtige Nockpunktlage herantasten und nach Versuch-und-Irrtum-Verfahren vorgehen.
Gehe dazu auf den Schießplatz und schieße deine einigermaßen zu dir und dem Bogen passende Pfeile auf 30-40 Meter. Gerade bei diesen längeren Distanzen kann man sehr gut erkennen, ob der Pfeil sauber fliegt. Mindestens drei Pfeile solltest du dafür pro Nockpunkteinstellung schießen.
Der Pfeil sollte im Flug keine sichtbaren auf- und ab Bewegungen machen. Man nennt diese Bewegungen auch „Reiten“, da diese Bewegungen an das auf und ab beim Galopp von Pferden erinnern. Der Pfeil sollte möglichst kerzengerade auf das Ziel zufliegen. Wenn er „reitet“, veränderst du den Nockpunkt ganz leicht von der Grundeinstellung nach oben und schießt erneut.
Schiebe den Nockpunktbegrenzer (Tipp: verwende hierfür Messing-Nockpunktbegrenzer) dazu 0,5 mm-weise nach oben und schieße erneut. Verändere die Lage des Nockpunktbegrenzers dabei solange nach oben, bis der Pfeilflug ideal ist und der Pfeil nicht mehr reitet.
Der Wichtigkeit halber hier noch einmal der Hinweis zu den Rahmenbedigungen für das Ausschießen: Die Pfeile zum Ausschießen sollten dabei unbedingt einigermaßen passen und befiedert sein! Auch das Schießen vor einem hellen Hintergrund und unter Beobachtung eines Mitschützen vereinfacht das Ausschießen des Nockpunktes deutlich.
Bei mediterranem Griff landet man am Ende des Ausschießens meist bei einer Nockpunktüberhöhung, bei der die Unterkante der Pfeilnocke ca. 8 bis 9/16 Zoll über der 90°-Linie liegt.
Neben dem Schießen von befiederten Pfeilen zur Ermittlung der richtigen Nockpunkteinstellung, kann auch ein Rohschafttest durchgeführt werden. Ein Rohschafttest macht aber wirklich nur dann Sinn, wenn der Schaft vom Spinewert her wirklich nahezu perfekt passt und du lediglich den Nockpunkt neu ausschießen möchtest. Außerdem muss deine Schießtechnik gut genug dafür sein. Für eine erste Einstellung des Nockpunktes gerade auch bei Anfängern ist der Rohschafttest daher eher ungeeignet.
Noch ein Hinweis am Ende
Wenn du deine Nockpunkthöhe mit anderen Schützen vergleichst, wundere dich nicht über zum Teil drastische Unterschiede! Beim Schießen mit Untergriff (3-Under/Apache-Draw) liegt der Nockpunkt zum Beispiel tendentiell immer wesentlich höher (ca. 5 mm), als beim Mediterranen Griff. Ähnlich starke Unterschiede können unterschiedliche Tiller ausmachen. Lasse dich davon nicht beirren! Wenn der Pfeil sauber fliegt und nicht „reitet“, dann ist deine Nockpunkthöhe perfekt.
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Daniel Goll
Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Traditionelle Bogenschießen für sich und hat bei zahlreichen Turnieren und Meisterschaften geschossen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogenschützinnen und Bogenschützen bei ihrem Einstieg in das Bogenschießen und dem Erlernen der instinktiven Zieltechnik unterstützt.