Du hast bestimmt schon einmal bei einem Gespräch von anderen Traditionellen Bogenschützen oder sonstigen visierlosen Bogenschützen den Begriff Nullpunkt aufgeschnappt, oder? Da fallen dann solche Sätze wie „mein Nullpunkt liegt bei 45 Meter“ oder „ich muss unbedingt leichte Pfeile schießen, weil dann mein Nullpunkt bei einer größeren Entfernung liegt“.
In diesem Artikel möchte ich den ominösen Begriff Nullpunkt mal definieren, klären wann man ihn verwenden kann, woher er eigentlich kommt und vor allem auch für was man ihn nicht verwenden sollte.
Was genau ist dieser Nullpunkt?
Unter dem Nullpunkt beim Bogenschießen versteht man diejenige Entfernung eines Zieles vom Schützen, bei der der Pfeil genau dort einschlägt wo man mit der Spitze des Pfeils bzw. dem Referenzpunkt am Bogen/Pfeil hingezielt hat.
Wenn ein Schütze also über die Pfeilspitze zielt und der Pfeil bei einer Entfernung von Beispielsweise 42 Meter, wenn er die Spitze genau auf den 10er hält, dort auch einschlägt, dann liegt der Nullpunkt für diesen Schützen und sein vorliegendes Pfeil-/Bogen-Setup bei 42 Metern.
Einen Nullpunkt kann es folglich auch nur bei denjenigen Personen geben, die mittels irgendeines Referenzpunkts zielen. Dies trifft in Bezug auf Schützen ohne Visier nur auf sogenannte Gap-Shooter, Split-Vision-Shooter oder Fixed-Crawl-Shooter zu, also alles Systemschützen.
Instinktive Bogenschützen dagegen, haben keinen Referenzpunkt, den sie mit dem Ziel in Übereinstimmung bringen. Daher gibt es bei ihnen also auch keinen „Nullpunkt“.
Woher kommt der Begriff Nullpunkt?
Der Begriff Nullpunkt ist eine meiner Meinung nach etwas unglückliche deutsche Übersetzung des Begriffs „Point-On-Distance“ aus dem englischen. Im englischen Begriff wird anders als im Deutschen nämlich direkt der Sinn ersichtlich:
Point-On-Distance = Drauf-Halte-Distanz wenn man wörtlich so will.
Warum messen viele dem Nullpunkt so große Bedeutung zu?
Im Endeffekt ist diese Nullpunkt-Distanz ein Ergebnis der durch das Pfeil-Bogen-Setup vorgegebenen Pfeilflugparabel. Ein schwereres und langsameres Setup neigt beispielsweise eher dazu früher im Flugverlauf abzusinken bzw. es ist ein größerer Abschusswinkel nötig, um die gleiche Distanz zu überwinden, als im Vergleich zu einem leichteren und schnelleren Pfeilsetup.
Im Artikel zur »Pfeilgeschwindigkeit« habe ich diese Thematik rund um die Vorteile einer flachen Flugparabel auf längere Distanzen schon einmal aufgegriffen. Du kannst gerne noch einmal dort reinschauen.
Wenn man als Nicht-Visierschütze mit einem Referenzpunkt zielt, möchte man zudem seinen Referenzpunkt möglichst nie über dem Zielpunkt haben, da dieser sonst vom Pfeil oder Arm verdeckt würde. Die Nullpunkt-Distanz sollte also in etwa bei der zu erwartenden Maximaldistanz liegen. Entsprechend könnte man also sein Pfeil-Bogen-Ankerpunkt-Setup anpassen, um den Anforderungen zu entsprechen.
Das einzige aus solchen Überlegungen, was wir instinktive Bogenschützen für uns aus diesen Überlegungen herausziehen können, ist das, was ich bereits in dem oben verlinkten Artikel zur Pfeilgeschwindigkeit aufgezeigt habe. Mehr nicht!
Fehlinterpretationen des Begriffs Nullpunkt
Obwohl – wie bereits oben dargelegt – der Begriff Nullpunkt klar definiert und auch für instinktive Bogenschützen nicht anzuwenden ist, wird er immer wieder in diesem Zusammenhang genannt. Oft wird jedoch damit dann etwas völlig anderes gemeint, das aber Thematisch in eine ähnliche Richtung geht.
Nämlich: Der persönliche Schussbereich des instinktiven Bogenschützens!
Mit dem persönlichen Schussbereich wird ein Distanzbereich bezeichnet, innerhalb dessen der instinktive Bogenschütze den Punkt, den er treffen will, auch trifft, ohne dass es zu nennenswerten Hoch-/Tief-Abweichungen kommt.
Der persönliche Schussbereich ist das Ergebnis permanenter Übung durch Schießen auf diese Distanzen.
Wenn beispielsweise ein instinktiver Bogenschütze immer nur auf 20 Meter schießt, dann wird er bei 10 Meter wohlmöglich zu hoch schießen und bei 30 Meter zu tief. Ganz einfach, weil er sein Unterbewusstsein nicht mit entsprechenden Daten (durch Training dieser Entfernungen) gefüttert hat.
Mein persönlicher Schussbereich beginnt in etwa bei 5 Metern und geht bis etwa 40 Meter, würde ich schätzen. Entfernungen, die darüber hinausgehen habe ich nicht trainiert, schieße sie nur selten und treffe dann logischerweise auch nicht bzw. konstant zu tief.
Das einzige was mir bei solchen Entfernungen bliebe ist entweder das Fixieren eines Zielpunkts der deutlich oberhalb des eigentlichen Zielpunkts liegt oder ein bewusstes Anheben des Bogenarms. Langfristig gilt es natürlich den persönlichen Schussbereich durch Training zu erweitern.
Du kannst die Parallele zwischen dem Begriff Nullpunkt und Persönlicher Schussbereich sicher erkennen. Beides hat etwas damit zu tun auf welche Distanz bzw. bis zu welcher Distanz man noch das „angepeilte“ Ziel trifft. Es ist aber definitiv falsch beim instinktiven Bogenschießen von Nullpunkt zu sprechen.
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Daniel Goll
Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Traditionelle Bogenschießen für sich und hat bei zahlreichen Turnieren und Meisterschaften geschossen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogenschützinnen und Bogenschützen bei ihrem Einstieg in das Bogenschießen und dem Erlernen der instinktiven Zieltechnik unterstützt.