Schießhandschuh oder Tab – Was ist besser?

Tab und Schießhandschuh

Unsere Hände sind unsere direkte Verbindung zu unserem Bogen und damit zwei der wichtigsten Elemente im Bogenschießen. Eine richtige Handpositionierung und das richtige Maß an Kontakt zwischen Sehne und Fingern kann den Unterschied zwischen einem Killtreffer oder dem Treffen des nächsten Baumes auf dem 3D-Parcours machen. Und weil Hände und Finger für uns Bogenschützen (und natürlich auch im normalen Leben) unser wichtigstes Werkzeug sind, wollen diese natürlich bestens geschützt werden.

Insbesondere die Zughand ist je nach Zuggewicht und Sehendurchmesser enormen Belastungen ausgesetzt. Es ist daher wichtig, dass man einen Schutz trägt, um Hautverletzungen oder sogar Nervenschädigungen zu vermeiden und es gleichzeitig der Sehne ermöglicht, sich so gut es geht und ohne größere Beeinträchtigung von den Fingern zu lösen. Daher muss jeder Bogenschütze für sich, egal ob Olympiasieger, Vize-Vereins-Weltmeister oder Anfänger, einen Fingerschutz für sich finden, der diese Anforderungen für ihn erfüllt. Aber nach welchen Kriterien und wie wählt man den richtigen Fingerschutz aus?

Welche Optionen für den Fingerschutz gibt es?

Im Wesentlichen gibt es für Bogenschützen, die mit den Fingern in die Sehne greifen (3-Under oder Split-Finger) zwei unterschiedliche Arten von Fingerschutz. Das eine ist der Schießhandschuh, das andere das sogenannte Tab.

Tab

Tab

Schießhandschuh

Schießhandschuh

Der Schießhandschuh ist, wie der Name schon sagt, ein Handschuh, bei dem Daumen und kleiner Finger fehlen, also nur Zeige-, Mittel- und Ringfinger hineingesteckt werden. Schießhandschuhe sind in der Regel aus Leder gefertigt und haben auf der Innenseite der drei geschützten Finger weitere Verstärkungen aufgenäht.

Ein Tab ist im Wesentlichen ein mehrlagiges Leder-Läppchen, das durch Durchstecken des Mittelfingers oder mit einem Gummiband an der Zughand fixiert wird. Manche Tabs sind mit Metallplatten in der Handinnenfläche und/oder mit Fingertrennern ausgestattet.

Gibt es Unterschiede in der Treffer-Präzision zwischen Tab und Schießhandschuh?

Jeder Bogenschütze möchte sein Material und Ausrüstung stets dahin optimieren, dass er beim Verbessern seiner Präzision bestmöglich unterstützt wird. Der Fingerschutz als Kontaktpunkt zur Sehne ist hier eine besonders kritische Stelle, der man besonderer Beachtung beimessen sollte.

Wenn man sich einmal ansieht, welche der beiden Grundvarianten im Bogensport unter Fingerschützen häufiger eingesetzt werden, wenn es um Präzision geht, kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass das Tab hier mehr Anhänger hat. Egal ob Blankbogenschützen oder die olympischen Recurvebogenschützen, die ja sogar bis auf 70m schießen müssen, alle Weltklasseschützen im Scheibenschießen greifen auf Tabs zurück. Und das hat nichts damit zu tun, dass diese eine sogenannte Ankerplatte benötigen. Ganz im Gegenteil: Viele olympische Schützen schießen bewusst ohne Ankerplatte, weil diese als störend empfunden wird.

Kommen wir zu den Unterschieden: Während Handschuhe tendenziell fast immer eher zu dick sind und man wenig Gefühl, somit auch wenig Kontrolle über die Sehne hat, gibt es bei Tabs deutlich mehr Optionen und sie sind meist auch dünner, sodass man mehr Gefühl und bessere Kontrolle über die Sehne hat.

Daneben hat ein Tab, dadurch, dass hier einfach eine oder zwei Lagen Leder um die Sehne gelegt werden auch eine Fläche mit deutlich weniger Reibung im Vergleich zu einem möglicherweise Falten werfenden Handschuh. Durch die geringere und konsistentere Reibung ist der Ablass gleichmäßiger und weniger fehleranfällig.

Auch in Bezug auf die Nähe und Intensität des Kontaktes zum Ankerpunkt hat das Tab Vorteile, da hier keine Nähte oder sonst irgendein Material „im Weg“ ist. Beim Tab ist der direkte Kontakt von Zeige-/Mittelfinger und oder Fingerknöcheln mit dem jeweiligen Anker-/Referenzpunkt gegeben.

Unterschiede in der praktischen Handhabung

Das Handling mit Tab oder Schießhandschuh ist natürlich deutlich unterschiedlich. Während ein Schießhandschuh beim Pfeileziehen oder sonstigen Greifen abseits des Bogenschießens zu keinen Einschränkungen führt, stört hier ein Tab natürlich.

Das Tab wird also von den meisten beim Pfeileziehen, Schreiben, o.ä. von der Hand gezogen und in einer Tasche verstaut. Für viele ist dies lästig und sie bevorzugen einen Schießhandschuh, als das „natürlichere“ von beiden.

Soll ich jetzt von Schießhandschuh auf Tab wechseln?

Diese Frage bekommen wir sehr oft gestellt, jedoch ist eine Antwort nicht so einfach zu geben und man sollte verschiedene Aspekte dabei beachten.

Wenn du mit deinem Schießhandschuh super zu Recht kommst, d.h. er passt, es gibt keine Nähte die drücken, du fühlst dich damit beim Schießen wohl und hast volle Kontrolle, dann gibt es für dich wenige Gründe auf ein Tab zu wechseln.

Selbstverständlich könnte es sich jedoch lohnen, das Schießen mit Tab einmal auszuprobieren. Jedoch muss ich dich an dieser Stelle warnen! Tab-Schießen fühlt sich komplett anders an, als das Schießen mit Handschuh. Wenn du also das Tab einmal ausprobieren möchtest, dann musst du es auch wirklich durchziehen und mindestens zwei bis drei Wochen damit Schießen. Mal eben ausprobieren geht hier definitiv nicht, da es einer gewissen längeren Eingewöhnung bedarf. (und natürlich auch ein Tab erst mal eingeschossen werden will).

Was schießen wir eigentlich?

Während ich (Daniel), nachdem ich viele Jahre lang mit unterschiedlichen Schießhandschuhen geschossen habe, vor etwa fünf Jahren auf das Schießen mit Tab gewechselt bin und seitdem sehr zufrieden damit bin, schießt mein Vater (Jürgen) schon immer seine traditionellen Bögen mit dem Schießhandschuh, weil er damit einfach besser zu Recht kommt.

richtige Zuggewicht Bogen Auszug

Fazit

Alles in allem erfüllen sowohl Handschuhe, als auch Tabs ihren Zweck. Wenngleich auch mit einigen feinen Unterschieden, die man sich zunutze machen kann. Du kannst grundsätzlich beides schießen und solltest beide Varianten einmal ausprobieren. Letztlich musst du mit deinem Equipment zurecht kommen und den richtigen und passenden Fingerschutz für dich und deine Art des Schießens finden.

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.

Daniel Goll

Bereits vor über 20 Jahren entdeckte er das Tradi­tionelle Bogen­schießen für sich und hat bei zahl­reichen Tur­nieren und Meister­schaf­ten geschos­sen. Über die Jahre hinweg hat er viele Bogen­schütz­innen und Bogen­schützen bei ihrem Einstieg in das Bogen­schießen und dem Er­lernen der in­stink­tiven Ziel­tech­nik unterstützt.