Wie kann ich meinen Pfeilverlust im Parcours reduzieren?

Köcher mit nur noch einem Pfeil

Niemand verliert gerne Pfeile, denn die kosten schließlich auch Geld und – zumindest diejenigen die ihr Pfeile auch selbst bauen – auch Zeit. Pfeilverlust reduzieren schont also nicht nur den Geldbeutel, sondern lässt auch mehr Zeit fürs Bogenschießen.

Vermutlich hast du, als du eben gerade die Überschrift gelesen hast, dir direkt gedacht: „Ist doch ganz einfach, triff halt…!“. Da ist natürlich etwas Wahres dran. Treffen hilft meistens, um Pfeilverlust zu vermeiden. Aber jetzt mal im Ernst: Jeder von uns schießt ab und an mal an einem Ziel vorbei und muss seinen Pfeil dann hinter dem Ziel im Gras, Dickicht oder Moos suchen. Da beißt die Maus keinen Faden ab.

Vor allem Abpraller, sei es vom 3D-Tier, vom Boden oder sogar von irgendwelchen hinter dem Ziel liegenden Ästen oder Steinen machen die Pfeilsuche für den ein oder anderen Bogenschützen zum reinen Glückspiel. Manchmal liegt es aber auch einfach daran, dass man sich nicht merkt, worauf man denn überhaupt alles geschossen hat.

Es gibt jedenfalls einige Methoden und Best Practices, welche die Chancen einen verschossenen Pfeil wiederzufinden erheblich steigen lassen. In diesem Blogartikel möchte ich genau darauf eingehen und dich an meinen über 20 Jahren Erfahrung im 3D-Schießen und Pfeilesuchen teilhaben lassen.

Augen auf bei der Wahl des zu beschießenden 3D-Tiers

Man kann grundsätzlich sagen, dass sich der Pfeilverlust, den ein Bogenschütze übers Jahr verschmerzen muss, mit zunehmendem Können kontinuierlich abnimmt. Das liegt nicht nur daran, dass er generell durch einen kleineren Streukreis besser Trifft bzw. weniger oft danebenschießt, sondern vor allem auch daran, dass er das Risiko eines Fehlschusses auch lernt besser einzuschätzen.

Bär zwischen zwei Bäumen

Meist sind Stationen in 3D-Parcours so aufgebaut, dass sich einem mehrere 3D-Tiere als potentielle Ziele anbieten. Gute Parcoursbauer achten – soweit möglich – auch darauf, dass manchen der Tiere herausfordernder gestellt sind als andere.

Gams vor Steinwand

Mit „herausfordernd“ meine ich dabei nicht nur die Entfernung im Verhältnis zur Größe des 3D-Tiers, sondern insbesondere auch

  • den Bewuchs und das Geländeprofil davor, 
  • die Ausrichtung des 3D-Tiers (volle Breitseite vs. spitzer Winkel),
  • die Lichtverhältnisse.

Daneben kann man die „Herausforderung“ auch den Druck auf den Schützen schaffen, indem man z.B.

  • enge Schusskanäle vorgibt (zwischen Bäumchen/Ästen durch),
  • den Schützen in eine unbequeme Abschussposition zwingt,
  • ein Ziel vor einer Felswand oder dichten Hecke platziert, was das Pfeilverlustrisiko beim Fehlschuss stark steigen lässt.

Je nachdem, wie gut ich also mein Können einschätze und wie viel Herausforderung ich aushalten kann, sollte ich das zu beschießende 3D-Tier auswählen.

Kurz gesagt: Wenn ein blutiger Anfänger meint, dass er das eine, am weitesten entfernt stehende der sieben Erdmännchen der Gruppe, das noch dazu als einziges – anstelle vor eines Backstops – vor einer dichten Brombeerhecke steht, unbedingt schießen muss, dann sollte er sich hinterher nicht darüber ärgern, dass sein Pfeil bei einem Fehlschuss in den Tiefen der Hecke verschwunden ist.

Erdmännchen vor Hecke

Wenn ich ein Risiko eingehe, dann muss ich auch damit rechnen, dass sich dieses Risiko realisiert!

Es empfiehlt sich also um Pfeilverlust zu vermeiden, das 3D-Tier zu beschießen, bei welchem ein Fehlschuss am unwahrscheinlichsten zu einer längeren Pfeilsuche und potentiellem Pfeilverlust führt.

Pfeilflug genau verfolgen!

Grundsätzlich solltest du bei jedem Schuss ja deinen Pfeilflug genau verfolgen. Nicht nur, um überhaupt sehen zu können, wo du getroffen – oder vielleicht auch vorbei geschossen – hast, sondern auch um deinem Gehirn fürs instinktive Schießen wichtige Informationen zukommen zu lassen.

Gerade wenn es darum geht abzuschätzen, wie weit ggf. ein über das 3D-Ziel geschossener Pfeil geflogen ist und in welchem Bereich man suchen sollte ist das optische Verfolgen des Pfeils essentiell. Dies sollte nicht nur durch den Schützen selbst erfolgen, sondern nach Möglichkeit auch durch die anderen Mitglieder der Gruppe, die ggf. mitlaufen. Je mehr Personen den Pfeil verfolgen, desto wahrscheinlicher ist es, dass jemand gesehen hat, wo er hin ging.

Pfeilflug genau beobachten

Aber nicht nur das optische Verfolgen hat sich als eine gute Methode herausgestellt, auch die Akustik ist wichtig. Es gibt oft Situationen, in denen man den Pfeil vielleicht bis kurz hinter dem 3D-Tier noch sieht, dann prallt er aber ggf. irgendwo ab und verschwindet flipperartig hinter dem Ziel zwischen Bäumen.

Durch aufmerksames Zuhören kann man abschätzen, ob und wenn ja, wie viele Kontakte zu Bäumen/Ästen der Pfeil hatte und ob er ggf. von seiner Bahn durch einen Baumabpraller stark abgelenkt wurde. Eventuell findet man sogar die Stelle an einem Baum, von der aus er seine Richtung geändert hat und kann dadurch Rückschlüsse auf die Lage des Pfeils ziehen.

Macke am Baum

Ganz generell empfiehlt es sich auch mit Abprallwinkeln von Pfeilen mal auseinanderzusetzen. Meist weichen die nämlich gar nicht so sehr von ihrer eigentlichen Flugbahn ab, wie man denkt.

Auch das Einschlagsgeräusch kann hinweise darauf geben, ob man eher im Dreck suchen sollte oder ggf. in einem Baumstamm/Ast. Ich habe es schon oft erlebt, dass ich direkt gehört habe, wie ein Pfeil in einem Baum eingeschlagen ist, obwohl alle anderen der Gruppe meinten, er sei irgendwo am Boden. Wenn ich dann nur nach unten sehe und den Boden absuche, werde ich meinen Pfeil vermutlich nie sehen, da er ggf. auf Brust oder Kopfhöhe steckt.

Pfeile sichtbarer machen

Das optische Verfolgen des Pfeils kann man sich deutlich erleichtern, wenn insbesondere die Befiederung und Nocke des Pfeils auffällige und helle Farben haben. Eine schwarze Nocke und z.B. braune, dunkelgrüne oder schwarze Federn sind eher ungünstig für die Identifizierung der Pfeilflugbahn.

Unsere Empfehlungen gehen daher eher in Richtung weißer, orangefarbener oder gelber Nocke und Federn in weiß, gelb, orange oder auch blau. Ggf. kann man sich auch mit Wraps oder Lackierungen am Pfeilende behelfen. Exotisch aber hilfreich wären dagegen Leuchtnocken oder Tracer-Federn. Das sieht man eher selten, aber es hilft natürlich.

Pfeil im Gras

Durch die Wahl der o.g. Feder- und Nockfarben wird nicht nur das Verfolgen des Pfeils leichter, sondern auch das Wiederauffinden im Gras, Laub und Hecken.

In letzter Zeit sieht man auch vermehrt Schützen mit grell neonfarbenen Pfeilschäften durch den Parcours laufen. Neon-pink, neon-gelb und neon-orange habe ich dabei schon gesehen. Sowas kann man natürlich benutzen, wenn man sich sehr vor Pfeilverlust durch Nichtwiederfinden fürchtet. Böse Zungen behaupten sogar, dass man sich sogar als schlechter Schütze und höchstens mittelmäßiger Pfeilsucher outet, wenn man diese Schäfte benutzt.

Soweit würde ich zwar nicht gehen, ich finde allerdings, dass die Verwendung solch greller Pfeilschäfte nicht notwendig, optisch auch nicht gerade ansprechend und manchmal sogar von Nachteil ist.

Bei der Tages-Vermietung von Bogenausrüstungen an Anfänger bei uns wird weniger als ein Pfeil pro Person nicht mehr mit zurück gebracht. Da wir keine neonfarbenen Schäfte als Verleihpfeile nutzen, sieht man, dass es auch ohne grelle Schaftfarbe geht.

Optisch versuchen wir als Traditionelle Bogenschützen meist in dezenten Farben daher zu kommen. Kleidung, Bogen, Pfeilbefiederung. Neon-Pfeilschäfte passen da optisch nicht dazu, da sie zu grell sind. Gerade das Grelle Neon kann bei Sonnenschein auch ganz schnell blenden und den Blick auf das eigentliche Ziel stören, gerade wenn man aus dem Hellen ins Dunkle hinein schießt.

Beschossene Ziele und Fehlschüsse merken

Was wir auch immer wieder erleben, ist dass mehrere Ziele an einer Station im Parcours beschossen werden und am Ende der Schütze selbst nicht mehr weiß, wie viele Pfeile er auf welches Ziel geschossen hatte und wo diese genau gelandet sind.

Solange man trifft, kann man – je nach Parcoursregeln – auch mehrere Ziele beschießen. Sobald man aber Fehlschüsse hat, sollte man sich diese einprägen und ggf. das Weiterschießen auf andere 3D-Tiere einstellen.

Wenn ich nämlich nicht mehr weiß, wo ich eigentlich suchen soll, ist Pfeilefinden Glücksspiel und Pfeilverlust vorprogrammiert.

Manchmal ist bei mehreren Fehlschüssen auch unklar, welchen der Pfeile man gerade gefunden hat. Wenn man zum Beispiel zwei Pfeile an einem 3D-Tier mit gleicher Seitenabweichung aber unterschiedlicher Höhe vorbeigeschossen hat, kann es sein, dass man einen der beiden findet, aber sich dann die Frage stellt, ob es der „Weitere“ der Pfeile war oder nicht. Wo soll man dann suchen? Davor oder dahinter?

Was hier helfen kann, ist eine Nummerierung der Pfeile und das Schießen in dieser Reihenfolge. Bei Fehlschüssen kann man sich dann zusätzlich zum beschossenen Ziel und des Flugverlaufs dann nämlich auch noch die Nummer des Pfeils merken und so Rückschlüsse beim Suchen machen. 

Hilfsmittel zur Pfeilsuche verwenden

Auch wenn du alle vorangegangenen Tipps beherzigst, kann es durchaus sein, dass sich der Pfeil irgendwo unter die Grasnabe oder dem Laub versteckt hat und einfach nicht gesehen wird.

Dann musst du erst einmal den Bereich definieren in dem du suchst. Ein erster Anhalt ist dabei die genaue Linie, in der der Pfeil geflogen ist. Denn er wird meist nur geringfügig davon abweichen. Hier hilft es manchmal, wenn man den Abschusspunkt markiert (was meist bereits durch den Pflock) definiert ist und dann z.B. durch einen Pfeil, den man senkrecht in den Boden an der Stelle einsteckt, wo der Pfeil vorbei geflogen ist, eine Linie definiert. Diese kann auch nach hinten durch weitere Pfeile verlängert werden, um den Suchbereich besser abzustecken.

Wenn ein Suchen mit den Augen und Füßen nicht ausreicht, dann helfen nur noch zwei Mittel, ein Metalldetektor oder ein Pfeilsuchhaken (auch Pfeilkratzer genannt).

Mit einem Metalldetektor kannst du zumindest das Insert und Spitze eines verlorenen Carbonpfeils finden, allerdings muss man eine Fläche in sehr kleinen Bahnen und Zügen abkämmen, damit man etwas findet. Das kosten Zeit und ein Metalldetektor ist auch nicht gerade handlich und günstig.

Die bessere, weil handlichere, schnellere und günstigere Alternative ist ein Pfeilkratzer. Wenn ich grob weiß, in welchem Bereich mein Pfeil wohlmöglich gelandet ist oder wo er hingerutscht sein könnte, kann ich diesen Bereich systematisch mit dem Pfeilsuchhaken in Bahnen um Abstand etwa der halben bis dreiviertel Pfeillänge durchkämmen.

Pfeilesuchen mit Pfeilhaken im Gras

Man sollte gerade bei weicheren Spinewerten sehr zart vorgehen, denn wenn der Pfeil tatsächlich im Suchareal ist, beibt der Haken am Schaft irgendwann hängen, was weiche Schäfte zum Brechen bringen kann.

Der Pfeilkratzer ist das Pfeilsuchhilfsmittel meiner Wahl. Damit habe ich schon viele Pfeile von Kursteilnehmern, Begleitern, aber natürlich auch meine eigenen wiedergefunden.

Solche Pfeilsuchhaken bzw. Pfeilkratzer gibt es zum Beispiel bei uns im Bogenladen zu kaufen.

Damit sie genau die Anforderungen erfüllen, die wir als 3D-Bogenschützen benötigen, stellen wir diese selbst aus 6mm Edelstahl und einem Buchenholzgriff her.

Jürgen Goll

Vor vielen Jahren hat er die Liebe zum Traditionellen Bogenschießen entdeckt und gibt schon seit fast 15 Jahren Kurse im instinktiven Bogenschießen. Er ist der Inhaber des Bogenladen Collenberg und dein Ansprechpartner für alles rund um das Traditionelle Bogenschießen.

Jürgen Goll

Vor vielen Jahren hat er die Liebe zum Traditionellen Bogenschießen entdeckt und gibt schon seit fast 15 Jahren Kurse im instinktiven Bogenschießen. Er ist der Inhaber des Bogenladen Collenberg und dein Ansprechpartner für alles rund um das Traditionelle Bogenschießen.